1. Übersicht

Ein beispielhafter Zielfinungsprozess:

  1. Zielideen: z. B. als Gruppe im Workshop sammeln, Key-User interviewen, …​

  2. Zielhierarchie: Gruppierung der Ziele

  3. Priorisierung: Muss-, Soll-, Kann- und Nicht-Ziele definieren

  4. Zielbeziehungen: Zielkonflikte oder auch -synergien identifizieren

  5. Operationalisierung: Ziele messbar machen (z. B. nach SMART)

  6. Timeline: Ziele zeitlich gliedern

  7. Qualitätsprüfung: Kontrolle der Ergebnisse

  8. Zielkommunikation starten: Projektmarketing betreiben und die Stakeholder von den gefundenen und formulierten Zielen überzeugen

2. Zielhierarchie

Unterschieden wird zwischen Ober-, Zwischen und Unterzielen.

Oberziele

…​geben die Strategie, den Zweck oder die Vision vor.

Beispiel

Oberziel ist es, den Gewinn zu erhöhen…​

Zwischenziele

…​definieren Maßnahmen zur Erreichung der Oberziele.

Beispiel

…​das soll erreicht werden, indem die Kosten gesengkt werden…​

Unterziele

…​legen die Umsetzung anhand von Plänen und konkreten Verhaltensweisen fest.

Beispiel

…​dabei geht es insbesondere um Einsparungen bei Material-, Lohn- und Gemeinkosten.

2.1. Zielpyramide

Ein einfaches Hilfsmittel ist die Visualisierung entlang einer Zielpyramide, bei der von unten nach oben die Frage nach dem Grund der der Ursache eins Zieles geklärt wird und von oben nach unten die Frage nach der konkreten Umsetzung.

Zielpyramide
Abb. 1. Zielpyramide

3. Priorisierung

Die Ziele können nach der MoSCoW-Priorisierung angeordnet werden:

  • M = Must Have / Muss-Ziele

  • S = Should have / Soll-Ziele

  • C = Could have / Kann-Ziele

  • W = Won’t have / Nicht-Ziele

    Muss-Ziele

    Müssen erreicht werden, sonst gilt das Projekt als gescheitert.

    Beispiel

    Budget- oder technische Vorgaben, Kernfunktionen

    Soll-Ziele

    Sollen weitestgehend erreicht werden, denn sie tragen entscheidend zur Erhöhung der Zufriedenheit bei. (Soll-Ziele können sich im Projektverlauf durchaus als Muss-Ziele herausstellen, da die fachlichen Zusammenhänge am Anfang eventuell nicht komplett klar sind!)

    Beispiel

    Features und Leistungsvorgaben

    Kann-Ziele

    Sind wünschenswert zu erreichen. Die Grundhaltung sollte nicht sein, dass sie von vornherein vernachlässigt werden können. Die erreichung solcher Ziele kann oft das "Sahnehäuchen" sein, dass den Kunden dazu bewegt für das nächste Projekt wiederzukommen.

    Beispiel

    Optische Gestaltung, Komfort-Funktionen

    Nicht-Ziele

    Oder auch schärfer: Darf-Nicht-Ziele.
    Dienen der Klarheit und der Abgrenzung, damit durch Übererfüllung keine unnötgen Kosten entstehen.
    Andere Interpretation: Werden (in dieser Version) nicht umgesetzt, aber für nächstes Mal vorgemekert — diese Ziele dienen nicht zwingend der Abgrenzung.

4. Zielbeziehungen

Die horizontalen und vertikalen Zielbeziehungen, also die Frage danach, ob Ziele eauf einer Ebene stehen oder sich begründen, bzw. spezifizieren, wurde bereits beim Aufbau einer Hierarchie geklärt.

Die Zielverträglichkeiten werden in diesem Schritt geklärt. Es wird unterschieden nach:

Zielantinomie

Ziele schließen sich gegenseitig aus

Zielkonkurrenz

Ziele beeinträchtigen sich

Zielneutralität

Ziele sind unabhängig voneinander

Zielkomplementarität

Ziele fördern oder unterstützen sich

Zielidentät

Ziele sind deckungsgleich

Je nachdem, was für Beziehungen identifizert werden, wird geprüft, wie sich Konkurrenzbeziehung auflösen oder Synergien nutzen lassen. Diesem Schritt sollte genug Beachtung geschenkt werden, da spät entdeckte Zielkonflikte den Projekterfolg gefährden. Ebenso werden durch zu spät entdeckte Synergien eventuell gute Chancen verpasst.

4.1. Zielbeziehungsmatrix

Eine einfache Methode zur Festtellung der Zielbeziehungen ist der Aufbau einer Zielbeziehungsmatrix.

Zielbeziehungsmatrix
Abb. 2. Zielbeziehungsmatrix

5. Operationalisierung

Die Zielformulierung nach SMART ist am geläufigsten.

SMART ist nur eine Technik mit der sich leicht überprüfen lässt, ob eine Zielaussage richtig formuliert wurde, ähnlich einer Rechtschreibprüfung für Ziele. Eine qualitative Überprüfung der Ziele ist damit nicht möglich!

Wofür das Akronym SMART steht ist nicht einheitlich definiert, meistens wrd aber etwa folgende Definition genutzt:

Specific
Spezifisch bzw. konkret

Das Ziel ist eindeutig und positiv beschrieben.

Beispiel

Jeder Anwender, der sich erfolgreich eingeloggt hat, sieht als erstes eine Startseite, auf der er die folgenden Module vorfindet: […​]

Measurable
Messbar

Qualität Kosten und Leistung sind überprüfbar beschrieben.

Beispiel

Die Dokumentation soll 10 Seiten lang sein und 5000 Wörter enthalten.

Achievable
Ausführbar bzw. erreichbar

Das Ziel ist realistisch erreichbar und soziel durchführbar.

Beispiel

Wir konzentrieren uns auf die Grundlagen: erst wenn das Oberflächenkonzept von Designer entworfen und vom Kunden abgenommen wurde, beginnen wir mit der Implementierung der Oberfläche.

Relevant
Relevant

Das Ziel erbringt einen Mehrwert.

Beispiel

Der implementierte Report aggregiert die wichtigsten Informationen des Tages für Management-Entscheidungen.

Time-bound
Termingebunden

Das Ziel ist zeitlich planbar.

Beispiel

Das Ziel ist spätestens 50 Tage nach Projektstart erreicht.